Unsere Geschichte
„Ich habe leider kein komplett unauffälliges Ergebnis für Sie.“ Das ist der Satz, mit dem unsere Geschichte beginnt.
Gehört habe ich diesen Satz in der 13. Schwangerschaftswoche, im Türrahmen zwischen Flur und Wohnzimmer, an einem Novembertag. Die Pause, die die Ärztin am Telefon machte, werde ich nie vergessen. „Was heißt das?“ fragte ich in die Stille. „Bitte sagen Sie es schnell.“ „Trisomie 21“, sagte sie.
Damals habe ich angefangen, Tagebuch zu schreiben. Vor mir lag, das begriff ich, als mich das Ergebnis des Bluttests erreichte, keine Zeit der rosa Strampelanzüge. Vor mir lag die Geschichte unserer Tochter. Ich wollte schreiben, um ihre Gegenwart festzuhalten und um mich festzuhalten. Denn auf einmal war da eine Frage, über die ich nie zuvor nachgedacht hatte, die ich für absurd hielt in all den Jahren, in denen ich mir ein Kind wünschte. Ich fragte mich, ob ich mein eigenes Kind werde lieben können.
Es blieb nicht nur bei der Diagnose „Down Syndrom“. Einer der Ultraschallspezialisten, die ich aufsuchte, sagte: „Das ganze Kind hat so viele Fehler.“ Während Marja in meinem Bauch wuchs, lernte ich, was Ärzte heute alles im Mutterleib entdecken können. Und wie wenig sie oft sagen können über das Leben, das unsere Kinder erwartet.
Pränataldiagnostik wirft Fragen auf: Was passiert, wenn wir unsere ungeborenen Kinder immer genauer mustern und durchleuchten? Kann man heute noch schwanger und zugleich guter Hoffnung sein? Oder zerbrechen wir an dem Wissen, das wir uns gewünscht haben?
Marjas Geschichte ist ein Buch geworden, erschienen im Rowohlt Verlag. Die ersten Worte, die ich in der Schwangerschaft notierte, lauteten: „Für mein Kind“.